Time Warp – 25. und 26.02.2015

PlakaktVom Schwelgen in der Vergangenheit bis zum eigenen Wiederfinden in der Gegenwart – ein Stück, das Jung und Alt begeistert

Innerhalb von nur wenigen Monaten schafften eine Vielzahl von Schülern unter der Leitung einer Hand voll von Lehrern sowie tatkräftigen Freunden der Peter-Henlein-Realschule, eine frei erfundene Geschichte lebendig werden zu lassen. Und obwohl die Erzählung – eine Reise durch das 20. Jahrhundert bis heute – nie Wirklichkeit werden wird, fand sich das Publikum in fast vergessenen Zeiten wieder und schwelgte so in der Vergessenheit. Doch nicht nur das, die Zuschauer konnten sich auch in den Hauptfiguren Carina und Max wiederfinden und erlebten die vergangenen Jahrzehnte hautnah mit. Jüngeren Zuschauern wurde die deutsche Geschichte, die Goldenen 20er, der Zweite Weltkrieg bis hin zum Mauerfall, auf anschauliche Art und Weise und aus verschiedenen Blickwinkeln nähergebracht. Ältere Zuschauer hingegen erinnerten sich mit einem lachenden und teilweise auch mit einem weinenden Auge an das ein oder andere historische Ereignis, das sie selbst miterleben durften oder auch mussten.

Ein großes Wagnis also, das alle Beteiligten eingingen, als sie dieses Musical zur Aufführung brachten. Doch mit stehenden Ovationen belohnte das Publikum den Mut aller Mitwirkenden.

Foto_1

Die jugendliche Carina, die in der heutigen Zeit in Nürnberg lebt, begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit und lernt so einige ihrer verstorbenen Verwandten kennen; sie ist auf der Suche nach ihren Wurzeln, die sie auch findet.

Der Schülerin, die die Hauptfigur Carina spielt, ist die Rolle wie auf den Leib geschneidert. Sie verkörpert Carina sehr authentisch und weiß genau, das etwas vorlaute Mädchen, das sich von seiner Familie nur ungern etwas sagen lässt, zu spielen. Dabei gelingt es ihr, die traurigen Momente genauso wundervoll darzustellen wie die witzigen, was durch ihre kraftvolle und klare Stimme untermauert wird. Auch die anspruchsvollen Songs meistert sie bravourös. Das Einzige, was sie auf ihrer aufregenden Zeitreise vermisst, ist ihre große Liebe Max. Max wird von einem Schüler gespielt, der aufgrund seiner heiteren Art dem Auditorium zahlreiche Lacher entlockt, dem kein Dialog, kein Kostüm peinlich war – sein selbstbewusstes Auftreten ist bewundernswert.

Foto_2

Doch was wäre ein Musical mit fantastischen Hauptdarstellern, ohne die vielen hochkarätig besetzten Nebenrollen? Die Nebendarsteller verzauberten ebenfalls durch schauspielerische Glanzleistungen, indem sie den jeweiligen Charakter ihrer zu verkörperten Rolle schauspielerisch brillant herausstellten und auch gesanglich vermochten, das Publikum zu fesseln.

Foto_3Alle Charaktere sind unter der Regie von Thomas Buchner und Christa Weiland stark gezeichnet worden. Die Handlung entwickelt sich stets nachvollziehbar und bleibt spannend, kleinere Pannen wirken charmant und können durch hervorragende musikalische Untermalung und die Leistung aller Akteure ausgemerzt werden. Des Weiteren ist das musikalische Mitwirken der Chorklassen zu loben (Leitung: Thomas Schlegel und Franziska Fuchs). Und auch das Tanzensemble, das von Theresia Oswald betreut wird, fasziniert mit ausdrucksstarken Choreografien.

Das Bühnenbild, das in mühevoller Arbeit von Schülern unter der Leitung von Thomas Buchner entworfen und gestaltet wurde, besteht aus mehreren Kulissenteilen. Nach brecht’schem Vorbild bauen Schüler vor den Augen der Zuschauer das Bühnenbild schnell und gekonnt um, ohne dass ein Vorhang fällt: vom Klassenraum bis hin zum Strandbad. Wunderbar unterstützt wird die Szenerie durch das gut auf die jeweiligen Situationen abgestimmte Lichtdesign, die melodischen Klavierstücke und die zeitgemäßen Kostüme.

Foto_4Getragen werden Handlung, Inszenierung und Darsteller von der aus Lehrern und Schülern bestehenden Big Band „Fai Schäi“ unter der äußerst versierten Leitung von Thomas Schlegel, der seine Musiker großartig durch die verschiedenen Jahrzehnte der Musikgeschichte führt und einen perfekten Mix aus bekannten Popballaden, röhrenden Rocksongs und fast vergessenen Klassikern aus dem „Orchestergraben“ schwappen lässt.

So überzeugt die Aufführung „Time Warp“ also auf ganzer Linie und es darf gehofft werden, dass diesem Musical in naher Zukunft ein weiteres folgen wird, das die Zuschauer erneut zu verzaubern versteht.

Steffi Schnabl