Wie jedes Jahr fuhren alle 8. Klassen der PHR auch dieses Jahr im März auf die sogenannten „Besinnungstage“ im evangelischen Bildungszentrum Pappenheim.
Doch worauf eigentlich sollte man sich in dieser Zeit besinnen? Die Bezeichnung könnte es nahelegen, aber das Angebot richtet sich weder nur an „Besinnungslose“, noch geht es um eine religiöse Art der Besinnung. Vielmehr ist der Grundgedanke, den Jugendlichen zweieinhalb Tage Raum und Zeit außerhalb des Schulalltags zu geben, sich in der Klassengemeinschaft mit einem demokratisch selbst gewählten Grundthema auseinanderzusetzen. Im besten Fall soll dadurch die Klassengemeinschaft gestärkt und Orientierung in einer schwierigen Lebensphase und zunehmend komplexen Lebenswelt geboten werden. In jedem Fall aber ist es für die Teilnehmer eine Zeit verschiedener Herausforderungen in Gemeinschaft, die gemeistert werden wollen und so sicher den Horizont aller ein kleines Stück erweitern.
Während der ganzen Zeit waren die Lehrkräfte zwar als Begleit- und Aufsichtspersonen für die Schüler vor Ort verfügbar, der Tagesablauf und die Inhalte vor Ort jedoch lagen in der Hand von Teamern. In regelmäßigen, über den Tag verteilten Treffen als Klasse bekamen die Schüler so die Gelegenheit, sich in einem quasi schulfernen „Safe Space“ mit Themen auseinanderzusetzen, die sie beschäftigten.
Unterbrochen wurde der Tagesablauf natürlich durch regelmäßige Mahlzeiten, die zwar einige Schüler boykottierten oder durch Babygläschen ersetzten – verlässliche Zeitzeugenberichte von Lehrkräften mittleren Alters, die noch die Schullandheimverpflegung mit Gulaschkanone und Krümel-Pulver-Tee aus riesigen Aluminiumtöpfen erleben mussten, bezeugen jedoch deren hohe Qualität.
Auch der Kontakt mit der Natur kam nicht zu kurz: am ersten Tag besuchten die Schüler aufgeteilt in Kleingruppen mehrere Stationen, an denen sie gemeinsam kniffelige Aufgaben zu lösen hatten, die sowohl Köpfchen als auch Körpereinsatz verlangten.
Wie fischt man zum Beispiel einen Schatz aus einem abgesteckten See aus Gras, ohne hierbei zu ertrinken? Als Hilfsmittel waren ein Seil, Kletterhelm und -gurt vorhanden, glücklicherweise auch noch zwei an gegenüberliegenden Ufern des Sees wachsende Bäume. Und so kamen alle Gruppen schnell darauf, das Seil zwischen den Bäumen zu spannen, an dem sich ein Schüler wagemutig Richtung Schatz hangelte – wobei dann auch alle vorigen Widrigkeiten (steiler Anstieg auf den Hügel mit teils ungeeignetem Schuhwerk wie Puschelhausschuhen, Frieren durch nicht witterungsgeeignete Oberbekleidung, Vorhandensein kleiner Mücken) vergessen waren.
Höhepunkt und Abschluss der Veranstaltung schließlich war eine Nachtwanderung am letzten Abend, die auf die Burg Pappenheim führte und einen wunderbaren Blick auf die nächtlichen Lichter des Ortes bot. Als sich nach dem Abstieg dann noch alle in der im Freien liegenden, aus lebenden Weidenruten erbauten Kirche sammelten und einer der Teamer die Geschichte über das „Zerbrochene Herz“ vorlas, wurde es zum ersten Mal still und wirklich besinnlich.
Und auch wenn danach schnell wieder Trubel, Geschwätz und später der Alltag losbrachen, nahm doch jeder Schüler aus diesen Tagen etwas Wertvolles mit, was sich nicht in Schulnoten fassen lässt: eine echte Gemeinschaftserfahrung in der nicht-digitalen Welt.
Auch die Lehrer kommen übrigens gerne wieder mit. Sei es, um sich im Besprechungsraum auf ihre Aufgaben zu besinnen, oder auch nur, um die Schüler einmal wirklich lebendig und fröhlich zu erleben.