Besuch der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg

Am 8. Dezember 2022 besuchten die Klassen 10e und 10f im Rahmen des Geschichts-unterrichts die KZ-Gedenkstätte in Flossenbürg. Frau Hauschka und Herr Wurpes organisierten als Geschichtslehrer der jeweiligen Klassen diese Exkursion, damit sich die Schülerinnen und Schüler vor Ort mit der nationalsozialistischen Vergangenheit auseinandersetzen können. Dabei handelt es sich selbstverständlich auch um einen wichtigen Baustein im Rahmen der Demokratie- und Werteerziehung. Begleitet wurden die Klassen zusätzlich von Herrn Gibtner, dem Fachbetreuer für Geschichte an der Peter-Henlein-Realschule.

In Flossenbürg angekommen, wurden die Klassen in drei Gruppen eingeteilt. Anschließend vermittelten die Rundgangsleiter einen Überblick über das Gelände und die Ausdehnung der KZ-Gedenkstätte, wobei auch auf die Entstehung und Bedeutung des Konzentrationslagers eingegangen wurde. So entstand das Lager im Jahr 1938 und sollte auch dem Abbau der dortigen Granitvorkommen dienen, die zum Beispiel auch für das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg benötigt wurden. Das zynische Motto der SS lautete: „Arbeit macht frei“, was nichts anderes zu bedeuten hatte, als dass die Häftlinge durch Arbeit vernichtet werden sollten. So mangelte es den Häftlingen an Nahrung und – gerade auch im Winter – an angemessener Kleidung. Sie verhungerten, erfroren, wurden von der SS zu Tode geschunden oder willkürlich ermordet. Von über 100.000 Häftlingen in Flossenbürg sind ungefähr 30.000 Menschen ums Leben gekommen.

Dann wurden die drei Gruppen der Peter-Henlein-Realschule durch den Torbogen des SS-Verwaltungsgebäudes geführt, um zum Appellplatz zu gelangen. Dort mussten sich die Häftlinge nackt ausziehen und wurden von einem SS-Arzt nach arbeitsfähig und arbeitsunfähig selektiert. Jeder Häftling wurde seiner Kleidung und seines Besitzes beraubt und erhielt eine Nummer – der individuelle Name war bedeutungslos geworden. Auf die Häftlingskleidung wurden verschiedene Dreiecke genäht. Diese hatten alle eine andere Bedeutung und waren dafür da, den „Wert“ des jeweiligen Inhaftierten zu erkennen. So konnte man auf einen Blick sehen, ob die Häftlinge beispielsweise Juden, Sinti und Roma, Oppositionelle oder Homosexuelle waren. Die Arbeitsfähigen wurden mit teilweise rostigen und schartigen Klingen am ganzen Körper rasiert, was offene Wunden und entsprechende Schmerzen hinterließ. Danach wurden die Häftlinge geduscht. Das Wasser war entweder viel zu kalt oder viel zu heiß. All diese Quälereien dienten dazu, das Selbstwertgefühl der Menschen zu brechen. Nach dem Duschen hat jeder Häftling ein Hemd, eine Hose und Schuhe bekommen, die sie anziehen mussten. Unter der Kleidung durften sie keine Unterwäsche tragen. Da sie jeden Tag dieselbe Kleidung tragen mussten, wurde diese schnell dreckig bzw. nass. Dadurch, dass die Kleidung oft nass war, hatten viele Häftlinge Rippenfellentzündungen, durch die viele starben.

Danach ging die Führung zu den Baracken des Konzentrationslagers, in denen die Häftlinge zusammengepfercht unter schlimmsten hygienischen Bedingungen leben mussten. In einer Baracke waren dreistöckige Pritschen mit Strohsäcken und dünnen Decken enthalten. In den Baracken, die zunächst für 250 – 300 Menschen gedacht waren und schnell mit über 1.000 Häftlingen völlig überfüllt waren, gab es nur vier bis fünf Toilettenschüsseln, die nebeneinander ohne Abtrennungen standen. Deshalb gab es auch hier überhaupt keine Privatsphäre.

Die damalige Lagerwäscherei, in der heute die Dauerausstellung „Konzentrationslager Flossenbürg – 1938-1945“ zu sehen ist, war der nächste Anlaufpunkt der Führung. In der Ausstellung konnte die schreckliche Geschichte des Konzentrationslagers anschaulich nachvollzogen werden. Besonders beeindruckend war in der Ausstellung, dass viele der Schicksale durch zahlreiche Dokumente, Objekte und Zitate der Lageralltag, der Kampf ums Überleben sowie das massenhafte Sterben veranschaulicht werden. Am Ende der Gedenkstättenführung konnten sich die Klassen hier auch den Film „Wir haben überlebt … die anderen sind geblieben“ ansehen, in dem sieben Überlebende eindrucksvoll von ihrem Schicksal berichten.

Das „Tal des Todes“ konnte aufgrund der Witterung nicht betreten werden, doch wurde den Klassen dennoch ein Blick in das Tal ermöglicht, das sich unterhalb des eigentlichen Konzentrationslagers befindet. So konnte man zum Beispiel das Krematorium sowie die „Aschenpyramide“ sehen. Bei letzterem handelt es sich um ein Denkmal, unter dem die Asche unzähliger Opfer zu finden ist.

Der nächste Stopp waren die Todeszellen mit dem Arrestbau und einem kleinen Innenhof, in dem die Hinrichtungen stattgefunden haben. Das wohl bekannteste Opfer unter den hier ermordeten Menschen war der evangelische Pfarrer Dietrich Bonhoeffer. Mittlerweile befinden sich in diesem Bereich Gedenktafeln und -stelen, die an die Opfer erinnern.

Jack Terry, einer der Häftlinge, der erst vor kurzem verstorben ist und im Laufe der Jahre nicht nur vielen Schülerinnen und Schülern das Schicksal der Häftlinge des KZ-Flossenbürg nahegebracht hat, bringt auf den Punkt, welche Bedeutung das KZ für viele Überlebende hatte:

„Obwohl ich Flossenbürg so schnell wie möglich verließ, hat Flossenbürg mich nie verlassen. Für uns, die ehemaligen Häftlinge wurden die wiederkehrende Erinnerung an die Ereignisse der Vergangenheit zum Fundament unseres Lebens.“

Aufgrund des vielen Leids, das bei der Führung durch die Gedenkstätte nachzuvollziehen war, hat uns diese Exkursion alle sehr mitgenommen und traurig gemacht. Nichtsdestotrotz war dies eine äußerst wichtige und eindrucksvolle Exkursion, die uns zum Nachdenken gebracht hat. Wir alle müssen uns dafür einsetzen:

So etwas darf nie wieder geschehen!

 

Ein Bericht der Klassen 10e und 10f