Eine Frage der Sicherheit?

Im Rahmen der politischen Bildung und Demokratieerziehung besuchte der Jugendoffizier Hauptmann Erbrich im März 2022 die Peter-Henlein-Realschule und sprach mit allen 10. Klassen jeweils 90 Minuten lang über Demokratie und Stabilität. Ein Thema, mit welchem er in der aktuellen Zeit und hinsichtlich des Ukraine-Kriegs von Anfang an das gesamte Publikum fesselte.

Mit der Eingangsfrage „Wie sicher fühlt ihr euch?“ konnte er geschickt an die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler anknüpfen und bezog diese auch immer wieder in Diskussionen mit ein. Viele fühlen sich in Deutschland schon eher sicher und schnell stellte sich heraus, dass Demokratie ein Großteil zu dieser Sicherheit beiträgt. Im Gegensatz zu Afghanistan, wo Frauen an Bildung gehindert werden, ihre Meinung nicht frei äußern dürfen und häufig früh zwangsverheiratet werden, haben wir es hier doch ganz gut. Fernab der Schätzungswerte der Schüler und Schülerinnen haben nur 37 der knapp 200 Staaten der Welt nach dem Demokratieindex eine vollwertige Demokratie (immerhin weitere 51 eine defizitäre Demokratie). Demokratie ist also ganz und gar nicht selbstverständlich, ebenso wenig wie die Religionsfreiheit, unabhängige Gerichte oder etwa der Zugang zu ausreichend Trinkwasser.

In vielen Ländern folgt auf solch eine fragile Staatlichkeit (Waffen-) Gewalt. Deutschland ist (zusammen mit Frankreich) beim weltweiten Waffenexport auf dem 3. Platz, hinter den USA und Russland. Die Frage, ob es in Ordnung ist, Waffen an Milizen zu verschicken, wurde eingangs fast vollständig mit „Nein“ beantwortet. Ohne Hintergrundinformationen ist dies aber schwierig zu beantworten. Bezirksjugendoffizier Erbrich ergänzte nun folgende Infos: Im Juni 2014 drohte den Jesiden im Irak der Massenmord. Da der UN-Sicherheitsrat nicht einstimmig für einen Eingriff stimmte, blieb Deutschland damals nur die Möglichkeit, die Peschmerga im Irak mit Waffen auszustatten, sodass diese indirekt dazu beitrugen, den IS zu bekämpfen. Um also die Frage, ob es in Ordnung ist, Waffen an Milizen zu verschicken, verantwortungsvoll beantworten zu können, muss man sich vorab tiefgreifend informieren; die Folgen können weitreichend sein.

Werden die Menschen (z.B. von Milizen) bedroht, haben sie die Wahl, sich entweder zu fügen, zu sterben oder zu fliehen. In Ländern wie Syrien gibt es inzwischen keine Infrastruktur mehr, die Menschen haben kein Zuhause und kein Wasser. Die einzige Möglichkeit, die ihnen bleibt, ist also die Flucht in ein neues Leben. Doch in Zukunft werden aufgrund des Klimawandels noch weitere Flüchtende hinzukommen. Waren es 2021 ungefähr 84 Millionen Flüchtlinge, vermutet man im Jahr 2100 weitere 143 Millionen Menschen, die nur aufgrund des Klimawandels auf der Flucht sind.

Was also können wir in der heutigen Zeit tun, um diese Flüchtlingswellen zu verhindern? Wo können wir ansetzen? Diese Länder brauchen unsere Unterstützung und gerade da kann auch der Einsatz der Bundeswehr sinnvoll sein. Zusätzlich zum Militär, welches versucht, eine Grundlage für ein stabiles und sicheres Umfeld zu schaffen, gibt es außerdem die Polizei, die humanitäre Hilfe, die Entwicklungshilfe und die Diplomatie, die alle gemeinsam helfen sollen, die Stabilität der entsprechenden Länder wiederherzustellen.

Am Ende gab Erbrich allen mit auf den Weg, dass jeder von uns gar nicht genug wertschätzen könne, in einer Demokratie zu leben und deshalb unbedingt an den Wahlen z.B. zum Bundestag teilnehmen solle. Da alleine der Bundestag über den Einsatz der Bundeswehr entscheidet, trägt jeder von uns auch an dieser Stelle die Verantwortung für unsere Zukunft.

Die Peter-Henlein-Realschule bedankt sich bei Bezirksjugendoffizier Erbrich für den aufschlussreichen und fesselnden Vortrag!

Seminar 21/23