UNESCO-Projekt für Motivation und Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler
Was ist Glück? Kann man dem Glück auf die Sprünge helfen? Ist man wirklich seines eigenen Glückes Schmied? Welche Faktoren beeinflussen das Glück? Sind reiche Menschen glücklicher? Welche Glückszahlen und -symbole gibt es? Wie glücklich sind die Deutschen im Ländervergleich, im World-Happiness-Report? Was passiert im Körper, wenn man Glück empfindet? Darf man in Corona-Zeiten überhaupt glücklich sein? Um diese und ähnliche Fragestellungen ging es in der Glückswoche an der Peter-Henlein-Realschule. Im Vordergrund jedoch standen die Schülerinnen und Schüler. Wie geht es ihnen und was bewegt sie im Moment?
Das gesamt Schulleben hat sich seit Corona immens verändert. Seit Mitte Dezember sitzen die Schüler zu Hause vor dem Computer, Tablet oder Smartphone und werden digital beschult – von morgens 9:00 Uhr bis mindestens 14:00 Uhr. Immerhin – Videokonferenzen und das Bereitstellen von Materialien über mebis funktionieren mittlerweile bestens. Schulinterne Fortbildungsmaßnahmen haben die Lehrkräfte auf den Distanzunterricht vorbereitet. Als Lehrkraft kann man aus dem vollen schöpfen: Arbeitsblätter, Arbeitsaufträge, Präsentationen und Lösungen hochladen, Links verschicken, Internetrecherchen veranlassen, Referate vergeben und vortragen lassen, Hausaufgaben am Bildschirm korrigieren. Kurzum: die Erfüllung des Lehrplans ist kein Problem! Aber wie geht es denn den Schülern? Wie gehen sie um mit dem Fehlen aller Freizeitmöglichkeiten und Abwechslungen? Kein Vereinssport, kein Shoppingbummel, kein Kinobesuch, kein lustiges Beisammensein mit Freunden, keine Ausflüge. Als Lehrkraft sieht man die Schüler nicht, denn das Anschalten der Kameras kann man nicht verlangen. Sprechen geht nur nach Aufforderung. Sieht man im „realen Unterricht“ fragende Gesichter, dann weiß der Lehrer: nochmaliges erklären ist notwendig. Sind die Schüler überfordert, sind sie einsam, sind sie überhaupt in der Lage, nach fünf Online-Stunden in der sechsten Stunde vor dem technischen Gerät noch aufmerksam zu sein? Aus all diesen Überlegungen entstand die Idee, etwas für die psychische Gesundheit und zur Motivation der Schüler zu tun. Die Idee der Woche des Glücks war geboren.
Doch darf man in Zeiten von Homeschooling wertvolle Unterrichtszeit für eine Glückswoche ver(sch)wenden? Man muss, unbedingt! Es darf nicht alles Vergnügliche und Unbeschwerte der kognitiven Wissensvermittlung untergeordnet werden. Schule hat auch die Pflicht und die Verantwortung, sich um das seelische Wohl der Schüler zu kümmern. In der pädagogischen Fachliteratur wird eindeutig die Gesundheit als Erfolgsfaktor für Schule deklariert. Und die besteht aus einer physischen und einer psychischen Komponente. Heinz-Peter Meidinger, der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, fordert sogar generell die Einführung des Faches Glück an den deutschen Schulen. Die PHR hat sich als mitarbeitende UNESCO-Projektschule ohnehin verpflichtet, die fünf Bildungsansätze der UNESCO – Demokratie- und Menschenrechtsbildung, interkulturelles und inklusives Lernen, Zusammenleben in Vielfalt, Welterbebildung, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Global Citizenship Education, Risiken und Chancen im digitalen Zeitalter – zu verfolgen und den „gesamten Schüler“ im Blick zu haben. Ziel ist, die Schülerinnen und Schüler zu weltoffenen, politisch kompetenten und handlungsfähigen Menschen mit Gestaltungskompetenz und -willen zu erziehen, die sich für nachhaltige und soziale Lösungen einsetzen, global wie lokal. Lernen für das Leben bildet das Fundament für diese Erziehungsarbeit. Für sein eigenes Glück verantwortlich zu sein, gehört sicherlich zu dieser „Lebenserziehung“.
Seit 2013 gibt es den International Day of Happiness, übersetzt Weltglückstag oder internationaler Tag des Glücks. Er wurde von der UN-Hauptversammlung am 28. Juni 2012 beschlossen und wird am 20. März eines jeden Jahres gefeiert Die Vereinten Nationen verbinden mit dem Weltglückstag weltweite Politikziele. Das Streben nach Glück sei kein banales Thema, sondern ein ernst zu nehmendes Hauptthema in der Arbeit der Vereinten Nationen und soll daran erinnern, welche Bedeutung Glück und Wohlergehen als Ziel im Leben der Menschen haben, so die UN. Der Weltglückstag fiel dieses Jahr auf einen Samstag. In der drauffolgenden Schulwoche, vom 22. bis 26. März 2021, fand dann die Glückswoche an der PHR statt. Dafür setzten die Lehrkräfte das Thema Glück in Bezug zu ihrem jeweiligen Fach. In Biologie konnten zum Beispiel die Vorgänge im menschlichen Körper bei Glücksgefühlen besprochen werden, in Geographie der Staat Bhutan, bei dem das Glück der Bevölkerung in der Verfassung verankert ist, in Ethik gestalteten die Schülerinnen und Schüler ihre persönlichen Glücksinseln usw. In der regelmäßig stattfindenden Klassenstunde sangen dann die Klassen gemeinsam mit ihrem jeweiligen Klassleiter den Gute-Laune-Song schlechthin: „Don’t worry, be happy“. Die Woche konnte hoffentlich dazu beitragen, dass die Schüler und auch die Lehrkräfte der PHR glücklicher geworden sind und bildete so sicherlich eine gute Einstimmung für die Osterferien.