Über 10 Jahre Islamischer Unterricht an der Peter-Henlein-Realschule

Unsere Schule hat in vielerlei Hinsicht eine Vorbildfunktion. Wir sind eine der wenigen Realschulen bayernweit, die es allen muslimischen Schülerinnen und Schülern ermöglicht, im Rahmen des Regelunterrichts den Islamischen Unterricht zu besuchen! Seit dem Schuljahr 2009/10 wird in unserer Schule Islamunterricht angeboten. Im Laufe der Jahre hat sich die gemeinsame Idee entwickelt, uns jedes Jahr zum Fastenbrechen einzufinden und einen Iftar-Abend zu organisieren. Im Schuljahr 2018/19 wurden inzwischen schon in mehr als sieben Nürnberger Schulen Iftar-Abende organisiert. Auch wenn politisch viel über die Zukunft dieses Faches diskutiert wird, sowohl positiv als auch negativ, möchten wir unsere Hoffnung nicht verlieren und sind zuversichtlich, dass dieses Erfolgsprojekt weiter fortgeführt und sogar ausgebaut wird. Dies hoffen wir um unser aller Willen. Durch den Islamischen Unterricht fühlen sich unsere muslimischen Schülerinnen und Schüler vollständig angekommen und akzeptiert. Sie erfahren mehr über ihre eigene Religion unabhängig von ihrem kulturellen Hintergrund. Dies ermöglicht einen Austausch in vielerlei Hinsicht. Sie bekommen dadurch die Möglichkeit über den eigenen Tellerrand hinauszublicken und die verschiedenen Facetten des Islams näher kennenzulernen. Der Unterricht leistet auf der Basis der Verfassung des Freistaats Bayern und des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland einen erzieherischen Beitrag für die Integration der muslimischen Schülerinnen und Schüler in ihr schulisches und außerschulisches Umfeld. Unser Leitziel ist, die Begegnung zwischen muslimischen Schülerinnen und Schülern und der Religionslehre des Islams so zu arrangieren, dass die für eine freie individuelle Orientierung und Glaubensentscheidung notwendigen Kenntnisse und Kompetenzen vermittelt und geschult werden.

Das alljährliche Fastenbrechen in unserer Schulaula zeigt, wie wir dieses Projekt wertschätzen und wie sehr wir daran festhalten wollen. Das gemeinsame Essen ist eine Jahrtausende alte Tradition, die ihre Wurzeln schon in der Zeit des Propheten Abraham, im Arabischen Ibrahim, hat, der nie alleine aß, sondern immer jemanden zu sich in sein Zelt holte. Darum ist es nicht verwunderlich, dass einer muslimischen Überlieferung nach, eine Einladung, einem Fastenden das Fastenbrechen zu ermöglichen, genauso viel Belohnung nach sich zieht, als ob man selbst zusätzlich fastet. Unsere Schulfamilie, ermöglicht es jedes Schuljahr ganz vielen Menschen, mit einem reichhaltigen Buffet das Fasten zu brechen. Wenn man möchte, könnte man sagen, dass wir die Belohnung mit dieser Art des Fastenbrechens vervielfachen.

Alle Beteiligten, das sind die Eltern, unsere Schüler und wir als Lehrer müssen unseren Beitrag dazu leisten, die Schule zum schönsten Ort zu machen, an dem man sein möchte. Um diesem Ziel ein wenig näher zu kommen, ist es wichtig, die Schule nicht nur als „Raum des Paukens von fachlichen Inhalten“ am Vormittag zu verstehen, sondern vielmehr als „Ort der Begegnung und des gemeinsamen Lernens“; so können alle von- und miteinander lernen. Mit Schule verbinden viele Menschen, v.a. Schüler und deren Eltern, Prüfungen, Noten und Kontrolle, doch Schule könnte so viel mehr sein! Um dies zu schaffen, brauchen wir aber viel Kraft und das Engagement aller Beteiligten.

Dass Schüler Feste organisieren können, zeigen die Iftar-Abende: Mehr als 70 Schüler aus unseren Islam-Lerngruppen haben sich im vergangenen Schuljahr wochenlang überlegt, wie ein Iftar-Abend gestaltet werden kann. Ohne die Energie unserer muslimischen Eltern, wäre ein großartiges Buffet nicht realisierbar.

 

Erhan Cinar, StR (RS)